Törnbericht Schottland – Caledonian Canal
Vielen Dank an Barbara Stumpf für die tollen Texte und Eindrücke.
Logbuch Polaris – Etappe 1: Edinburgh → Arbroath (57 sm)
Guten Morgen aus Arbroath!
Gestern stand unsere erste Etappe an: 57 Seemeilen von Edinburgh nach Arbroath – und die hatten es gleich in sich. Der wahre Wind lag beständig bei 25–30 Knoten (6 Beaufort), dazu baute sich draußen eine kräftige Welle von 3–4 Metern auf. Die Strömung war stellenweise so stark, dass wir trotz guter Besegelung den Motor zur Unterstützung dazunehmen mussten, um sicher um das Cap zu kommen.
Die Bedingungen waren fordernd – und leider hat es unser Crewmitglied Petra erwischt: Die See hat ihr zugesetzt, und sie musste sich über die Reling erleichtern. Seekrankheit gehört eben manchmal dazu, auch wenn sie niemandem zu wünschen ist. Petra hat es tapfer durchgestanden.
Gegen 19:00 Uhr sind wir sicher in Arbroath eingelaufen – eine Punktlandung, denn um 19:45 Uhr schließen die Schleusen. Gegen 20:30 Uhr setzte die Ebbe ein, und das Vorhafenbecken begann rasch trocken zu fallen. Der Tidenhub beträgt hier rund 3 Meter – beeindruckend, das so hautnah mitzuerleben.
Jetzt liegen wir ruhig im Schleusenbecken bei rund 2,5 m Wassertiefe. Nach dem Anlegen haben wir uns ein wohlverdientes Zucchinirisotto gekocht – einfach, aber großartig nach so einem Tag auf See.
Heute heißt es wieder früh los: Um spätestens 09:00 Uhr (örtlicher Zeit) legen wir ab, bevor um 09:15 Uhr die Schleusen wieder schließen. Ziel der heutigen Etappe: Stonehaven.
Etappe 2: Arbroath → Stonehaven (47 sm)
Heute ging’s auf die zweite Etappe – 47 Seemeilen von Arbroath nach Stonehaven. Bei beständigem Nordostwind starteten wir um 09:00 Uhr aus dem Schleusenbecken. Skipper Guido erklärte uns vor dem Ablegen noch ausführlich die Tidenberechnung: Da wir uns aktuell knapp vor der Nippzeit befinden, mussten wir die Hoch- und Niedrigwasserzeiten für Stonehaven anhand der Referenzdaten aus dem Hafen von Dover berechnen. Eine Ankunft ab 15:00 Uhr war mit unserer Bootstiefe „safe“, da das Hochwasser gegen 19:28 Uhr erwartet wurde. Für die Kursplanung gab’s außerdem einen kleinen Exkurs in die Stromtabellen – auch hier sind die zeitlichen Verschiebungen entscheidend.
Unter Segeln ging’s dann mit Vollzeug los, später dann im 1. Reff (von insgesamt drei) bei stabilen 7 Beaufort. Zunächst steuerten wir auf Sicht Richtung Windpark, wo wir eine saubere Wende fuhren und dann Kurs auf Stonehaven nahmen. Die Welle war mit 2–3 Metern heute deutlich angenehmer als gestern – ein Glück, denn so konnte auch das Steuer regelmäßig durch die Crew gewechselt werden.
Ein echtes Highlight: Kurz vor der Hafeneinfahrt begleiteten uns 4–6 Delfine – sie schwammen längsseits und schienen uns direkt den Weg zu weisen. Ein magischer Moment!
Das Anlegemanöver in Stonehaven lief perfekt: Längsseits an der Mole, sauber mit Vor- und Achterleine sowie zwei Springs festgemacht – einige Gäste am Kai haben anerkennend zugeschaut. So darf ein Segeltag enden.
Zur Belohnung gab’s heute ein deftiges Abendessen: Hackfleisch mit Nudeln und Gemüse. Zwischendurch verwöhnte uns Elke mit ihren selbstgemachten Mango-Chips, und Petra sowie Lothar hatten für den Anleger einen besonderen Whiskey aus Edinburgh im Gepäck – der krönende Abschluss eines großartigen Tages.
Etappe 3: Stonehaven → Peterhead (via Aberdeen, 48 sm)
Sonniger Segeltag entlang der Ostküste Schottlands
Heutiges Etappenziel: Peterhead, vorbei an Aberdeen.
Vor dem Start zeigte uns Axel die WOBBEL-Kontrolle:
W = Wasser: Es gibt zwei Wasserkreisläufe: den inneren und den äußeren.
Der äußere Kreislauf wird mit Seewasser gefüllt – dieser Filter wird auf Verunreinigungen geprüft und auf Sauberkeit kontrolliert.
Der innere Kreislauf ist mit Kühlwasser (rote Flüssigkeit) gefüllt – hier wird der Stand im Kühlwasserbehälter geprüft.
O = Öl: Motorölstand und Getriebeöl kontrollieren.
Check der Wellenbremse.
B = Bilge: Kontrolle, ob sie trocken ist.
B = Belt: Keilriemenkontrolle.
E = Elektrik: Prüfen, ob auf Sicht alle Kabel dran und unbeschädigt sind.
L = Leak: Kontrolle auf Undichtigkeiten – ob es eh keine „Löcher“ gibt.
Unser Antrieb: ein Volvo Penta D3-150 mit 110 kW. Strom liefern 4 PV-Panels mit maximal 400 Watt.
Skipper Guido hat uns nochmals den Radeffekt erläutert: Es gibt links- und rechtsdrehende Schrauben. Unsere Polaris hat eine rechtsdrehende Schraube, die zwar nicht stark ausgeprägt ist, aber beim Rückwärtsfahren das Heck leicht nach links versetzt.
10:45 Uhr: Backbord querab Aberdeen, mit Bohrinsel und Leuchtfeuer.
11:00 Uhr: Querab eine Fähre – Edda Frende, die von Elin Motoren Weiz mit einem Elektromotor ausgestattet wurde.
Mittagessen: Blitzpizza an Bord, danach Knabbereien.
Am frühen Nachmittag setzten wir bei leichtem Wind kurz das Code Zero, holten es aber bald wieder ein und wechselten auf die Genua. Danach segelten wir bei hartem Windwinkel (AWA 40°) von der Küste weg – sportlich und konzentriert, aber mit viel Freude.
14:45 Uhr: Wende und letzter Schlag in Richtung Peterhead, das wir zielsicher ansteuerten. Trotz der idealen Segelbedingungen waren heute keine anderen Segelboote zu sehen – dafür begegnete uns ein Fischerboot gleich zweimal und kreuzte unseren Kurs.
16:00 Uhr: Ankunft in der Marina Peterhead, wo wir am Schwimmsteg Steuerbord längsseits festmachten – bei ruhigem Wasser und klarer Sicht.
Nach dem sicheren Anlegermanöver und einem traumhaften Schlag entlang der schottischen Küste hatten wir uns unser wohlverdientes Anlegerbier redlich verdient. Co-Skipper Alex bewies Seemannsmut und sprang – trotz nordischer Temperaturen – kurzerhand über die Badeplattform ins kühle Nass. Zum Abend ließen wir den Tag an Bord kulinarisch ausklingen: In der Kombüse zauberten wir ein dreigängiges Smutje-Menü. Zur Vorspeise gab’s Melone mit Schafkäse, gefolgt von Spaghetti mit Thunfischsauce als Hauptgang. Den Abschluss bildete ein süßes Dessert aus Pfirsich mit Joghurt, Zimt und Zucker – ein rundum gelungener Tagesausklang unter Deck.
Wetter: Wolkenlos, 13 °C – perfektes Segelwetter an der schottischen Küste.
Zwischendurch nutzte Skipper Guido die Gelegenheit, uns mit seinen selbst kreierten Skippercards abzuprüfen – speziell zu Kardinal- und Lateralzeichen. Tolle Lernkarten, die ich allen Seglern nur wärmstens empfehlen kann und die online oder direkt bei Guido Dwersteg zu erwerben sind.
Fazit: Eine technisch interessante Etappe mit gutem Wind, spannenden Beobachtungen und perfektem Timing. Peterhead empfängt uns mit einem sicheren Liegeplatz und herrlichem Segelwetter.
Etappe 4: Peterhead – Whitehills | 56 Seemeilen | Abfahrt: 09:00 Uhr | Ankunft: 17:00 Uhr
Heute stand die vierte Etappe unseres Törns auf dem Programm: eine 56 Seemeilen lange Strecke von Peterhead nach Whitehills. Wir starteten um 9:00 Uhr bei bedecktem Himmel, der sich im Laufe des Tages zunehmend auflockerte und schließlich in leichte Bewölkung überging.
Unterwegs begleiteten uns neugierige Papageientaucher, die über die Wellen flitzten. Die See war mit 2–3 Metern Welle durchaus fordernd. Für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgten mehrere „Begegnungen der dritten Art“ mit anderen Schiffen, die unseren Kurs kreuzten und uns zum Ausweichen oder Abfallen zwangen.
Mittags gab es Bosna – trotz Seegang und schaukelnder Kombüse meisterten wir das Kochen souverän mit Ofen und Herd.
Die Einfahrt in Whitehills war anspruchsvoll: Der enge Hafen und eine Abweichung der tatsächlichen Wassertiefe von den Seekartenangaben machten es nötig, das Schwert der Polaris einzuziehen. Unser Skipper Guido meisterte diese Passage mit kompletter Ruhe und großer Souveränität – ein beeindruckendes Manöver in enger Umgebung.
Den Tag beschließen wir mit einem wohlverdienten Abendessen im Seafield Arms.
Etappe 5: Whitehills – Inverness (60 sm)Besonders heute: Wir haben mit Inverness den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht!
Nach einem letzten Shoppingstopp in Whitehills – inklusive Gratis-Lieferung direkt zur Polaris – wurde an Bord noch ordentlich gearbeitet – Skipper Guido pumpte die Bilge leer bevor wir bei frischen 10 Grad und kräftigem Nordostwind ausliefen. Die Ausfahrt war wellenreich, später konnten wir unseren Code Zero setzen und mit Halbwind weiter Fahrt aufnehmen.
Unterwegs wurde motort, gestaunt und gelernt: Co-Skipper Alex nutzte die ruhigere See vor Inverness für Knotenkunde an Deck. Dann genossen die drei Mädels am Vorschiff die traumhafte Aussicht.
Die Einfahrt in die Marina mit Nordquadranten und Fahrwassertonnen meisterten wir konzentriert – und legten längsseits an.
Kulinarisches wurde wieder am Boot verwöhnt: Griechischer Salat, Gin Tonic als Sundowner, Wurst-Käse-Keks-Platte, und abends grüner Salat mit Orangen und geräucherter Lachs auf Keksen sowie Djuvec-Reis mit Bratwürsten.
Was für ein schöner Segeltag!
Etappe 6: Von Inverness ins Herz des Caledonian Canal – bis ins sagenumwobene Loch NessHeute legten wir um 9:30 Uhr in Inverness ab – nach einem kurzen Leinenwurfexkurs von Skipper Guido, der gleich praktisch umgesetzt wurde. Um 10:00 Uhr passierten wir die erste Schleuse des Caledonian Canals und machten uns bei Sonnenschein (sogar kurzzeitig in Shorts!) auf Richtung Loch Ness.
Insgesamt legten wir 15 Seemeilen zurück – inklusive vier Schleusen:
- Clachnaharry Sea Lock, (2) Clachnaharry Works Lock, (3) Muirtown Flight (eine Schleusengruppe mit vier aufeinanderfolgenden Schleusen) und (4) Dochgarroch Lock. Sowie vier Brücken, darunter die markante Eisenbahn-Swing-Bridge und die Tomnahurich Swing Bridge.
Der Caledonian Canal war heute ein echtes Highlight: Wir begegneten freundlichen und gut gelaunten schottischen Schleusenwärtern, die äußerst hilfsbereit waren und uns bei einer guten Wurftechnik mit „lovely“ zuruften. Passanten und Radfahrer nahmen großzügig Leinen von anderen Booten entgegen und beobachteten unsere Polaris mit Freude. Zudem trafen wir auf weitere Segel- und Motorboote sowie Ruderer, die den Kanal belebten.
Zur Stärkung gab’s an Bord köstliche Wraps mit frischem Räucherlachs aus Whitehills mit Gemüse.
Vor Urquhart Castle ankern wir nun direkt im Loch Ness bei nun 24m Tiefe – mit 150 m Kette kein Problem. Natürlich wurde auch gleich das Hardshall-Dinghi mit 15 PS Außenmotor klargemacht, um die Ruine aus nächster Nähe zu erkunden. Die vielen Touristen dort ließen uns unsere ruhige Polaris-Atmosphäre noch mehr genießen.
Zum Abendessen: selbstgemachter und delikater Gurken-Erdäpfelsalat mit gebratenen Schinken – bei leichtem Nieselregen und ganz viel Stimmung. Ein zauberhafter Abend in sagenhafter Kulisse mit tiefen Gesprächen bis spät in die Nacht.
Etappe 7: Urquhart Bay – Fort AugustusZeit: 11:00 – 17:00 Uhr
Wetter: Leichter Nieselregen, Windstärke 5, Südwestwind – ideales Segelwetter auf Loch Ness
Nach einem ausgiebigen Frühstück – heute gab’s Omelette – stachen wir um 11:00 Uhr gemütlich in See. Trotz gelegentlichem Nieselregen herrschten perfekte Bedingungen für einen sportlichen Segeltag auf dem sagenumwobenen Loch Ness.
Der Südwestwind bescherte uns eine ideale Gelegenheit zum Aufkreuzen mit der Kutterfock. Insgesamt absolvierten wir 30 Wenden, ein echtes Segelvergnügen! Und dann – das Highlight: Gegen Mittag zeigte unser Echolot plötzlich drei parallele Striche. Für uns ein klares Zeichen: Nessy war da – oder zumindest sehr nah.
Um 14:45 Uhr holten wir die Segel ein und nahmen Kurs auf Fort Augustus, wo uns die beeindruckende Schleusentreppe „Fort Augustus Flight“ mit ihren fünf aufeinanderfolgenden Kammern erwartete. Zahlreiche Zuschauer verfolgten interessiert das Schleusenmanöver und bestaunten dabei nicht nur unser Schiff Polaris, sondern auch unsere Crew.
Gegen 17:00 Uhr machten wir backbordseitig in Fort Augustus fest. Den gelungenen Segeltag rundeten wir mit einem wohlverdienten Abendessen im Highland Hideout ab.
Etappe 8: Fort Augustus – Gairlochy10:30 – 15:30 Uhr | 19 sm | Windböen bis 40 kn
Heute hieß es wieder „Leinen los“ in Fort Augustus – bei typisch schottischem Wetter, das sich nicht entscheiden konnte: mal Regen, mal Sonnenschein, gerne im Minutentakt. Die Segel blieben bei Böen bis zu 40 Knoten (8 Bft) sicher im Sack – stattdessen perfektionierten wir unsere Schleusen- und Leinenwurftechnik.
Die Strecke führte uns über Loch Oich und Loch Lochy, vorbei an grünen Hängen, kahlen Gipfeln, an den berühmten Highland Rindern und an Schafen mit schwarzen Gesichtern, die uns beim Anlegen an den Schwimmpontons in Gairlochy neugierig beäugten. Auch eine kleine Entenfamilie watschelte am Morgen noch seelenruhig am Bug vorbei – vermutlich zur Entenjause.
Heute überquerten wir den höchsten Punkt des Caledonian Canals – 32 Meter über dem Meeresspiegel! Von hier aus ein freier Blick in die Highlands bis hin zum gewaltigen Ben Nevis. Großartiges Panorama, große Seefahrerherzen.
Kulinarik an Bord:
Zu Mittag gab’s heiße Nudelsuppe – genau richtig bei Wind & Wetter. Am Abend wurde aufgekocht: Chicken Sweet & Sour mit Reis – unser Smutje übertrifft sich täglich!
Schleusen heute: Cullochy, Laggan und Gairlochy Locks – alle sauber gemeistert. Dazu drei Schwenkbrücken – alles unter Kontrolle, auch bei Schub von achtern.
Morgen geht’s weiter in Richtung Fort William – neue Ufer, neue Geschichten!
Etappe 9: Gairlochy → Fort William11:30–18:00 Uhr | 10 sm | 12 Schleusen | 3 Brücken
Heute hieß es zum letzten Mal „Leinen los“ am Caledonian Canal. Bei stetigem Wechselspiel von Regen und Sonne nahmen wir Kurs auf Fort William. Kaum aus Gairlochy ausgelaufen, ging’s gleich los mit Schleusen und Brücken – insgesamt 12 Kammern und 3 bewegliche Querungen standen heute am Programm.
Das unbestrittene Highlight: Neptune’s Staircase – acht Schleusen direkt hintereinander, die uns auf 19,5 Meter abwärts führten. Timing deluxe: Genau in dem Moment, als wir in der Schleusentreppe lagen, dampfte der legendäre Hogwarts Express vorbei – eine nostalgische Lok wie aus einem Film, begleitet vom begeisterten Winken der Zuschauer.
Apropos Zuschauer: Unsere Polaris war wieder Gesprächsthema Nummer eins. Ob bei den Schleusen oder auf den Stegen – überall neugierige Blicke und interessierte Fragen. Besonders unterhaltsam: das Hafenkino vor der ersten Schleuse – Le Boat-Charterboote mit dem Slogan „no licence and no experience needed“ sorgten für reichlich Verwirrung. Funkspruch? Fehlanzeige. Verkehrsregeln? Linksverkehr wie auf der Straße. Für uns ein sportliches Ausweichmanöver inklusive.
Am Rande des Kanals sichteten wir dann noch einen weißen, verlassenen Fender – und siehe da: wenige Schleusen später hing genau dieses gute Stück plötzlich am Heck eines polnischen Bootes. Maritime Schatzsuche auf Polnisch?
Nach 32 Höhenmetern abwärts legten wir längsseits in Fort William an – mit Blick auf den majestätischen Ben Nevis. Das Ende unserer Kanalreise, aber sicher nicht das Ende unserer Geschichten.
Kulinarik an Bord:
Frühstück: Spezialedition – weichgekochte Eier in Highland-Rinder-Eierbechern, liebevoll vom Skipper serviert.
Abendessen: ein würdiger Abschluss im Sonás – fein, frisch und absolut empfehlenswert.
Wetterlage: 9 °C, immer abwechselnd Sonne und Regen – typisch Schottland.
Die Leinen sind nun endgültig belegt. Morgen beginnt ein neues Kapitel – aber das hier war ein würdiger Abschluss unseres Caledonian-Abenteuers!
Etappe 10: Salzwasser unterm Kiel, Robben voraus!Nach Tagen im Süßwasser des Caledonian Canals hieß es heute endlich wieder: Segel setzen im Salzwasser! Um Punkt 10 Uhr Leinen los in Fort William, längsseits abgelegt und Kurs Süd – hinaus auf Loch Linnhe. Mit satten 4–5 Beaufort aus Südwest ging’s im Aufkreuz-Manöver gen Kentallen Bay. Der Wind stand uns auf der Nase, aber das Schiff lief sauber am Wind – Kutterfock und Groß im Spiel mit den Böen.
Nicht ganz ohne: Unterwegs mussten wir ein aktives U-Boot-Übungsgebiet queren – freigegeben laut Karte, aber ein mulmiges Gefühl fuhr mit. Dazu jede Menge Fischfarmen und freischwimmende Bojen – die Crew war voll gefordert. Der Rudergänger wechselte regelmäßig, jeder übernahm das Steuer und bediente das Boot in unterschiedlichen Rollen – echte Teamarbeit auf See.
Nach 17 Seemeilen fiel um 13 Uhr der Anker – sicher gehalten in der Kentallen Bay. Mittagessen an Bord: Tsatsiki mit Erdäpfeln, draußen wechselt Sonne mit Regenschauern. Später dann Dinghi klar gemacht und hinaus in Richtung Fjord Loch Leven. Was für ein Naturschauspiel! Kegelrobben lugten neugierig aus dem Wasser, Graureiher thronen an den Ufern, Kanadagänse ziehen ihre Kreise. Blasentang säumt die Küsten, Sumpfschwertlilien leuchten zwischen Felsen – ein wilder, wuchtiger Landstrich.
Plötzlich Regen von oben, Gischt von vorn – Kursänderung Richtung nächster Insel. Anlanden bei Schietwetter, das Dinghi geankert, durch nassen Blasentang gewatet. Unser Ziel: die geschichtsträchtige Isle of Discussion – einst ein Ort, an dem Clanchefs sich trafen, um Konflikte zu besprechen, bevor es zu den Waffen kam. Heute ein stiller, mystischer Platz – perfekt für einen Landgang mit Tiefgang. Mal Sonne, mal Regen – ganz Schottland eben.
Jetzt sitzen wir wieder an Bord. Der Wind hat sich gelegt, die Highlands spiegeln sich im Wasser. Stille, Weite, ein Gläschen Wein in der Hand. So fühlt sich Freiheit an.
Etappe 11: Kentallen Bay → Oban (Zielhafen erreicht!)10:00 Anker auf – 15:00 längsseits fest
Finale unseres Törns: Heute liefen wir aus der mystischen Kentallen Bay aus – bei Wind direkt auf die Nase entschieden wir uns für den Motor statt für ein aufwendiges Aufkreuzen. So konnten wir entspannt durch enge Passagen zwischen kleinen Inselgruppen navigieren – mit Ausguck rund um die Uhr, denn Segler, Fähren und Fischerboote kreuzten regelmäßig unseren Kurs.
Die Route war alles andere als langweilig: Wir passierten mehrere Burgruinen und Schlösser – viele davon bekannt aus dem Krimi „Keltischer Ring“. Ein besonderes Highlight: die mystische Kerrera Island mit ihrem Obelisken, der aus der Ferne wie ein stiller Wächter über der Bucht thront.
Je näher wir Oban kamen, desto dichter wurde der Schiffsverkehr – Hafenmanöver bei ablandigem Wind waren also keine Spielerei. Doch unser Skipper und die Crew meisterten auch das letzte Anlegemanöver mit Bravour: Vor- und Achterleinen in Rekordzeit belegt, sauber geworfen und schnell geklammert.
Wetter: typisch schottisch – zwischen Regenschauern immer wieder Sonnenglanz
Verpflegung an Bord:
Frühstück: selbst gebackenes Dinkelbrot mit kross angebratenem Speck – der Smutje in Bestform
Mittagessen: Thunfischspaghetti – die Bordvorräte perfekt verwertet
Abendprogramm: Whisky-Verkostung mit echten Raritäten, darunter der Abhainn X Dearg – eine Ein-Mann-Destillerie von den Hebriden, ehrlich und charaktervoll im Glas
Dinner: stilvoll im Restaurant Kaina – kulinarisch ein würdiger Abschluss
Jetzt sitzen wir am letzten Abend alle auf Deck unserer Polaris, mit Blick auf das Lichterspiel von Oban, Gläser in der Hand, Herzen voll Erinnerung. Elf Etappen, unzählige Erlebnisse, eine Crew.
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